MAR AZUL:

Ø 400 cm, Höhe 120 cm

MAR AZUL

Für das weitläufige Foyer des Gesundheitsamtes der Stadt Köln habe ich das Mobile MAR AZUL gebaut, welches hilft, die häufig triste, angespannte Stimmung der Besucher des Amtes etwas auzufhellen.
Video (Marazul.wmv, 772 KB)


AFRIKA (Ausschnitt):

Ø 400 cm, Höhe 350 cm

AFRIKA

Das Mobile AFRIKA habe ich für das 13 m hohe Foyer der neuen Primärschule in Koerich/Luxembourg gebaut. Es reicht über zwei Etagen und ist zur Beruhigung und Zentrierung der SchülerInnen gedacht, die diese Halle häufig als Pausenraum nutzen.
Video (Afrika.wmv, 319 KB; RTL)

Schwebende Bewegung

von Dirk Ufermann/ 2004

"When everything goes right a mobile is a piece of poetry that dances with the joy of life and surprises" Alexander Calder

Mobiles - eine Ausformung der kinetischen Plastik des 20. Jahrhunderts und entstanden im Umfeld von Surrealismus und Abstraktion, mit Anfängen bei Man Ray (*1890) und einem stilprägenden Höhepunkt bei Alexander Calder (*1898) - sind in der Gegenwartskunst nicht eben häufig anzutreffen. Als Man Ray mit Obstruction 1920 sein ready made aus 63 Kleiderbügeln in den Raum hängte, war der Einstieg in eine neue Gattung getan. Calder, den Marcel Duchamp bekanntlich 1932 anläßlich der Calder-Ausstellung in der Pariser Galerie Vignon erst auf den Begriff des Mobiles für die gerade entstandenen mobilen Objekte aus mit Draht verbundenen, farbig bemalten Holz-, Blech oder Zinkteilen bringen sollte, definiert sie so : "Nichts ist fest von alldem. Jedes Element beweglich, schwebend, schwingend, hin- und hergehend in seiner Beziehung zu den anderen Elementen des Universums. Das soll nicht nur ein 'momentaner' Augenblick sein, sondern ein physikalisches Variationsgesetz zwischen den Ereignissen des Lebens." Calder entwickelte zwei Typen. Die an dünnen Fäden frei unter der Decke aufgehängten Mobiles und die skulpturalen, auf dem Boden stehenden Stabile-Mobiles oder Mobile-Stabiles, definiert je nach Anteil von Starre und Beweglichkeit. Das 'symbolische Funkionieren' der Mobiles, der einzelnen Elemente unter- und zueinander zeigt ein (fast) freies Spiel der Konstellationen. Sie könnten Gemälden von Arp oder Miró entsprungen sein. Die Elemente ähneln manchmal vogelähnlichen Wesen, die sich nie niedersetzen und 'in bunten Farben singen' : "Ein Mobile, das ist ein kleines, örtlich begrenztes Fest, ein nur durch seine Bewegung bestimmter Gegenstand, der ohne diese Bewegung nicht existiert..., ein reines Spiel der Bewegung, so wie es ein reines Spiel des Lichts gibt." (Jean Paul Sartre, 1946).

Ein weiterer Protagonist im Bereich des Mobiles ist eine Generation später und mit konstruktivistischem Hintergrund George Rickey (*1907); er ist ein Schüler Moholy-Nagys aus dessen Zeit in Chicago und experimentiert mit ersten Mobiles ab etwa 1945. Seine luft- und windbewegten, stab- oder speerförmigen Werke, etwa das sechs Meter hohe Essener "Two lines up" (2002), sind deutlich technoider. Sie bestehen aus Stahl, werden beweglich durch Kugellager, Stoßdämpfer und bleierne Gegengewichte. Sie sind stahlfarben belassen, jedoch geschliffen, glänzend poliert und rostfrei, also im Gegensatz zu Calder nicht farbig : "Die Bewegung - das ist meine Farbe."

Monika Kämmer (*1947), ausgebildete Ikebana-Lehrerin der Sogetsu Schule, versucht seit einigen Jahren, dieses Feld vor dem gattungsgeschichtlichen Hintergrund und aufgrund der fernöstlichen Inspiration und Ausbildung mit aktuellen, zeitgemäßen Materialien neu zu interpretieren. Dabei ist sie mit ihren Mobiles dem tendentiell spielerischen Calder-Typ näher, als dem technoiden, zuerst aufgrund der von ihr favorisierten enormen Farbigkeit, aber auch aufgrund der Calder immer nachgesagten formalen Nähe zum Fernen Osten. Die Formenökonomie, die scheinbare Anspruchslosigkeit und ruhende zielbewußte Ziellosigkeit der Bewegung, die diskrete, also langsame aber weitreichende Beweglichkeit, die Neigung zum Asymetrischen, Exzentrischen und das labile Gleichgewicht sind Ergebnisse langen Meditierens und Nachdenkens - die Komposition des Werkes entsteht im Kopf und nicht am Reißbrett - , das alles sind Merkmale, die auch ihren Mobiles zugrundeliegen und die man ihnen auch ablesen kann.

Die Sogetsu Schule (Tokyo), die Monika Kämmer zu ihrer künstlerischen Ausbildung gewählt hat, existiert seit ca. 70 Jahren und ist eine der avantgardistischen Ikebana Schulen Japans. Ihr Gründer ist Teshigahara Sofu. Natürlich will auch diese Schule vermitteln ,Arrangements aus Zweigen und Blumen aus dem Geist des Ikebana zu gestalten. Die Arbeit geht jedoch in vielerlei Hinsicht darüber hinaus, was die Themen- und Materialwahl betrifft. Neben den pflanzlichen Materialien werden Blech, Plastik, Steine, Stoff, Draht, Papier oder Dinge des täglichen Gebrauchs verwendet und mit ausgreifenden Arrangements, Installationen dringt man weit in den Raum vor. Die freie Erfindung des Ikebana-Künstlers im Bereich der Natur, die es erlaubt, Natur, Bäume und Blumen durch Beschneiden eine Individualität aufzuprägen, rückt damit immer weiter in den Bereich der autonomen Kunstsphäre.

Monika Kämmers Arbeiten bestehen aus intensiv-farbigem Plexiglas und Aluminium. Die Elemente sind derart miteinander verknüpft, daß schon bei leisem Lufthauch eine vollständige Bewegbarkeit ermöglicht ist. Dies ist eine Differenz zu Calder, der die Bestandteile mit Draht oder leichten Metallstäben verknüpfte, was die total-freie Bewegung der Einzelelemente etwas hinderte. Aufgrund ihrer - trotz des oft mächtigen Formats - zarten Konstitution sind sie für Innenräume, also für die leichte Bewegung, konzipiert. Die Arbeiten tragen Titel, die sie bezeichnen - aber man könnte sich aufgrund ihrer abstrakten und bewegten Offenheit auch ganz andere Titel denken...

NEWS, GOOD NEWS kann man auf tatsächlich neue und gute Nachrichten beziehen, aber auch auf neue, veränderte, sich verändernde Bewegungskonstellationen innerhalb des Mobiles. Die TOR-MOBILES in verschiedenen Größen verweisen auf einen dahinterliegenden, abgegrenzten Bereich der Meditation, Freiheit (der Bewegung) und Ruhe.

Verschiedene Werke tendieren zum Gegenständlichen, Erkennbaren. Die Mobiles FERNSEHEN und TRAUM, bestehend aus bloß zwei verbundenen Formen aus Plexiglas lassen einen Kopf in der planen profilierten Seitenansicht erkennen, wobei das fernsehende Gesicht offenbar eine im Überfluß belangloser Meinungen des-orientierte Position eingenommen hat.

Stark abstrakt gearbeitet sind die Mobiles ASPEKTE, WOGE, SCHNELLES WASSER, KIRCHPLATZ, HOFFNUNG. Hier wurden die Plexiglasscheiben partiell auch in der Fläche noch weiter gestaltet, etwa durch Bohrungen, Auslassungen, applizierte weitere Plexiglasformen, die neben der Vielgestaltigkeit auch eine Mehrfarbigkeit des Elements erwirkt. Die Verwendung von poliertem Aluminium erhöht durch Spiegeleffekte die Leichtig- und Luftigkeit vieler Arbeiten.

Monika Kämmer formt abstrakte Ideen mit großer Strenge hinsichtlich von Linienführung und Formatwahl, aber trotzdem sind die Mobiles getragen von innerer, individueller bildnerischer Sensibilität. Kennzeichen ist eine klare, schwingende Linienführung verbunden mit vielfältigen, meist mehrfach interpretierbaren geometrischen Formen, teilweise zellular, mit Kontrasten, Rhythmen, Spannungen, raumgreifend aber nicht massiv, sondern immer voller Transparenz.

Monika Kämmer lebt und arbeitet in Blindert, einem kleinen Dorf in der Eifel. Seit 1996 nimmt sie mit ihren Arbeiten regelmäßig an Ausstellungen teil; ihre Mobiles sind als Arbeiten im Öffentlichen Raum in Deutschland und Luxemburg sowie in Privatsammlungen vertreten. Darüberhinaus ist sie Mitglied der Sogetsu Teachers Association und von KINETICUS, eines internationalen Zusammenschlusses kinetischer KünstlerInnen.